In den Aufstellungsversammlungen habe ich immer wieder erwähnt, wie wichtig mir das Vereinsleben von Bad Hindelang ist und ich habe daher in der letzten Woche verstärkt den Kontakt zu unseren Bad Hindelanger Vereinen gesucht.
Als ich erfuhr, dass die Sängergesellschaft die Maiandacht begleitet, war meine Neugier geweckt. Erstens war ich noch nie bei einem Auftritt der Sängergesellschaft Hindelang anwesend und zweitens war ich noch nie bei einer Maiandacht.
In der evangelischen Kirche werden Maiandachten traditionell nicht gefeiert und mein Wissen hierzu war daher sehr begrenzt. Für mich stellten sich als erstes die Fragen:
- Was ist das – eine Maiandacht?
- Warum gibt es in den katholischen Kirchen neben den üblichen Gottesdiensten noch besondere Andachten?
Ich habe mich etwas in das Thema eingelesen und folgendes herausgefunden.
Maiandachten sind Volksandachten zu Ehren der Mutter Jesu, die daran erinnern, dass Maria vor allen Heiligen eine besondere Stellung genießt. Die Mariensymbolik des Monats Mai ergibt sich aus dem farbenprächtigen Aufblühen der Natur in diesen Wochen. Maria, die Mutter Jesu, auch Gottesmutter genannt, wird in Andachten besonders verehrt, weil sie die erste Glaubende ist. Damit ist sie sozusagen das Urbild der katholischen Kirche.
Für die evangelische Kirche ist Maria weniger bedeutsam, da der Protestantismus sich dazu bekennt, dass das Heil „allein durch Jesus Christus“ zu den Menschen gekommen ist. Evangelische Christen gehen daher davon aus, dass jeder Mensch einen direkten Zugang zu Gott hat. Das hat zur Folge, dass in der evangelischen Kirche nicht zu den Heiligen oder Maria gebetet wird.
Traditionell wurden in der katholischen Kirche im Monat Mai täglich Maiandachten gefeiert und ältere Leute in der Gemeinde haben mir auch erzählt, wie sie als Jugendliche täglich zur Maiandacht gegangen sind. Heute wird die Tradition der Maiandacht zumindest in Bad Hindelang nicht mehr täglich begangen.
Als ich am Sonntag zur Kirche ging, war ich sehr gespannt, was mich erwartet.
Die Kirche war zwar nicht voll, aber gut besucht. Es waren auch einige Kommunionskinder mit Ihren Kommunionskerzen anwesend. Der Gottesdienst war für mich etwas ungewöhnlich und zum Teil kannte ich die Abläufe nicht, so dass ich eher zur Beobachterin als zur Teilnehmerin wurde. Aber einige wesentliche Teile, wie z.B. das Vaterunser waren mir natürlich bekannt. Als ich zum Beten wie immer aufgestanden bin, wurde mir mein Fauxpas ziemlich schnell bewusst. Ich war so ziemlich die Einzige die stand, da in der katholischen Kirche beim Gebet gekniet wird.
Trotz meiner Anfangsschwierigkeiten fand ich den Gottesdienst wirklich schön und kurzweilig. Das lag nicht zuletzt am großartigen Gesang der Sängergesellschaft. Aber auch meine Banknachbarin hat mir immer wieder das Gefühl gegeben, dass es schon ok ist was ich mache, auch wenn es vielleicht nicht immer alles perfekt war.
Alles in allem empfand ich die Maiandacht als eine sehr schöne, feierliche Erfahrung, die dazu geführt hat, dass ich in Zukunft sicherlich weniger Berührungsängste habe, wenn ich an einem katholischen Gottesdienst teilnehme. Und wenn sich mal wieder die Gelegenheit ergibt der Sängergesellschaft zu lauschen, werde ich dies sicherlich tun.