Einblicke in die Landwirtschaft – Zuchtviehauktion Kempten

In den Aufstellungsversammlungen habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass unsere Landwirtschaft wesentliche Grundlage des Tourismus in Bad Hindelang ist und unsere Landwirte maßgeblich an der Landschaftspflege beteiligt sind.

Diese Aussage ist sicherlich richtig, aber letztendlich doch ein wenig oberflächlich. Und da mein Bezug zur Landwirtschaft doch eher gering ist, habe ich mich entschlossen, mich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen.

Alle Landwirte in Bad Hindelang mit denen ich gesprochen habe, bemühen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um eine landschaftsschonende, ökologische Arbeitsweise

  • ohne Einsatz von Stickstoffdünger und Gentechnik
  • unter Limitierung der Tierhaltung auf den Flächen zur Vermeidung von Überdüngung
  • Nutzung von regional hergestellten Futtermittel
  • Pflanzen- und Artenschutz durch reduziertes Mähen

Die Geschäftsmodelle der einzelnen Landwirte unterscheiden sich aber doch signifikant. Spricht man über die Landwirtschaft, dann fällt einem als erstes die Milchproduktion und -verarbeitung ein. Aber auch die Viehzucht und der Viehhandel spielen eine wichtige Rolle.

Um einen besseren Einblick in diesen Bereich zu bekommen, habe ich die Einladung eines Vollerwerbsbauern genutzt und ihn und seine Frau am 17. Mai 2018 zur Zuchtviehauktion in Kempten begleitet. Dort werden alle 3-4 Wochen Zuchtkälber, Bullen, Jungkühe und Kühe gehandelt.

Wie man sich das bei einer Auktion vorstellt, gibt es einen Auktionator. Die Tiere werden einzeln vorgeführt, die potentiellen Käufer bieten und das höchste Gebot erhält den Zuschlag. Gezahlt wird mittlerweile bargeldlos. Überraschend für mich war, dass die Käufer unseres Braunviehs nicht nur aus Bayern kommen. Die höchsten Preise werden vielmehr von Viehhändlern aus Italien und Tschechien gezahlt.

An diesem Auktionstag gab es nur 2 Bauern aus Bad Hindelang, die ihre Tiere verkauft haben.  Und einer davon hat mit dem Verkauf seiner Kuh an einen tschechischen Käufer einen absoluten Höchstpreis erzielt. Alle anwesenden Bauern applaudierten – ein echter Gänsehautmoment. Ich habe mich gefragt, was ein Bauer in so einem Moment wohl fühlt? Ganz sicher Stolz über seinen offensichtlichen Zuchterfolg. Wahrscheinlich auch etwas Wehmut, dass er das Tier weggeben muss. Aber letztendlich muss man das wohl nüchtern betrachten. Die Tiere sind Geschäftsgrundlage der Bauern und der Handel gehört bei vielen zum Geschäftsmodell dazu.

Nachdem die Auktion vorbei war, wurden die Tiere verladen und zum Abschluss gab es noch ein gemeinsames Mittagessen. Damit endete für mich ein Ausflug in eine für mich bisher fremde Welt – es wird aber sicherlich nicht der letzte gewesen sein.