Motorradfahrer am Jochpass

Der Frühsommer hat begonnen und mit ihm ist das altbekannte Thema Motorradfahrer auf der Jochpassstraße wieder aktuell geworden. Schließlich handelt es sich beim Oberjochpass mit 107 Kurven um die kurvenreichste Straße Deutschlands. An schönen Tagen fahren Kolonnen von Motorradfahrern die Jochstrasse hinauf und hinunter. Die meisten Fahrer halten sich an Verkehrsregeln, aber leider nicht alle.

Letzten Donnerstag kontrollierte die Polizei zwei Stunden am oberen Ende der Passstrasse die Einhaltung des Überholverbots auf der Jochstrasse. Das Ergebnis konnte man in der Allgäuer Zeitung vom 2. Juni 2018 lesen: 39 Anzeigen wegen Missachtung des Überholverbots. Jeder von uns kennt diese Überholmanöver. Ich weiß nicht, wie oft ich schon abbremsen musste, damit der überholende Motorradfahrer noch vor mir einscheren konnte und ein Unfall verhindert wurde. Darüber hinaus kann man immer wieder eine massive Übertretung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit beobachten.

Neben der Unfallgefahr, bringen uns rücksichtslose Fahrer gerade in den Abendstunden, an Wochenenden und an Feiertagen eine zum Teil unerträgliche Lärmbelästigung. All das führt dazu, dass alljährlich die Verärgerung über die Motorradfahrer steigt und man sich immer wieder vor Augen führen muss, dass vergleichsweise wenige rücksichtslose Fahrer das Bild des Motorradfahrers prägen. Nur was tun?

Die Möglichkeiten der Gemeinde Bad Hindelang tätig zu werden sind sehr begrenzt, da es sich bei dem Jochpass um eine Bundesstraße (B308) handelt. Straßenbaulastträger für Bundesstraßen ist der Bund und zuständige Straßenbaubehörde ist das jeweilige Staatliche Bauamt. Für alle anderen verkehrsrechtlichen Anordnungen ist die untere Verkehrsbehörde des Landratsamtes zuständig. Damit steht das Recht den Verkehr i.Z.m. Baumaßnahmen zu beschränken oder zu verbieten dem lokal zuständigen Staatlichen Bauamt in Kempten zu. Ohne eine entsprechende Baumaßnahme entscheidet die untere Verkehrsbehörde des Landratsamtes Sonthofen über Streckenbeschränkungen und Streckensperrungen. Vor Streckensperrung sind darüber hinaus im Regelfall die Straßenbaubehörden und die Polizei anzuhören. Bauliche Veränderungen, wie z.B. der Einbau von Rüttelplatten werden üblicherweise in Zusammenarbeit von der unteren Verkehrsbehörde des Landratsamtes Sonthofen und dem Staatlichen Bauamtes Kempten beschlossen.

Gemäß § 45 StVO kann die Benutzung bestimmter Straßenstrecken „aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung“ für den allgemeinen Verkehr beschränkt, verboten oder auf andere Weise beeinflusst werden. Als Sperrungsgründe für Motorradfahrer kommen insbesondere erhöhte Unfallzahlen mit Motorradbeteiligung, nicht verkehrsgerechtes Verhalten der Motorradfahrer und der Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm und Abgasen in Frage. Eine Streckensperrung für eine bestimmte Gruppe von Fahrzeugen stellt jedoch einen massiven Eingriff in die grundrechtlich garantierten Rechte der Betroffenen dar. Beschränkungen dürfen deshalb nur dann ausgesprochen werden, „wenn dadurch anders nicht vermeidbare Belästigungen durch den Fahrzeugverkehr verhütet werden können“.

Auch wenn es mittlerweile durchaus Straßenabschnitte wie den Würgauer Berg gibt, die an Wochenenden und Feiertagen vollständig gesperrt sind (http://www.sueddeutsche.de/bayern/schesslitz-fahrverbot-fuer-motorraeder-1.3996959), dürfte eine Vollsperrung der Jochstrasse für Motorräder dank der relativ wenigen schweren Unfälle nur begrenzte Aussicht auf Erfolg haben.

Praktikabler wären wahrscheinlich einseitige Streckensperrungen für Motorradfahrer an bestimmten Wochentagen, insbesondere am Wochenende. Damit wären zumindest die Motorradfahrer, die mehrfach hintereinander den Jochpass rauf- und runterfahren, ausgebremst. Wir müssen uns allerdings bewusst machen, dass ein solches Fahrverbot nicht nur unsere Gäste, sondern auch uns Einheimische trifft. Gerade Gemeindemitglieder, die in der Tallage wohnen und in der Jochlage arbeiten (oder selbstverständlich auch andersrum) und mit dem Motorrad zur Arbeit fahren, müssten dann für eine Richtung den erheblich weiteren Weg über Rettenberg fahren. Aus meiner Sicht würden wir uns mit einer solchen einseitigen Streckensperrung daher massiv selber schaden, so dass ich in einem ersten Schritt davon abraten würde. Gleiches gilt für weitere Temporeduktionen.

Was wir aber unbedingt mit der Polizei besprechen sollten, sind verstärkte, regelmäßige Kontrollen um sowohl Geschwindigkeitsübertretungen, Überschreitungen von Lärm-Grenzwerten als auch die Missachtungen von Überholverboten konsequent zu sanktionieren. Darüber hinaus könnte man zusätzlich zu den bereits installierten Geschwindigkeits-Displays, Lärm-Displays und Plakate aufstellen, die die Motorradfahrer auf das Thema hinweisen. Zusätzlich sollte man über eine gezielte Kampagne an den „heißen“ Wochenenden evtl. in Zusammenarbeit mit Motorradverbänden und mit den Betroffenen im Tannheimer Tal nachdenken.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Beteiligung des Landreises Oberallgäu und der Gemeinde Bad Hindelang an dem grenzüberschreitenden  INTERREG-Projekt „Lärmfreier Lebens- und Erholungsraum Bayern-Tirol“ (https://www.oberallgaeu.org/wirtschaft_verkehr/nahverkehr_schuelerbefoerderung/strassenverkehrsbehoerde/Laermfreier_Lebens-_und_Erholungsraum_Bayern-Tirol.html) hinweisen. Das Projekt zielt darauf ab, in einem grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch und Lernprozess die Wirksamkeit und Anwendbarkeit von baulichen, organisatorisch-rechtlichen und bewusstseinsbildenden Maßnahmen sowie von legistische Defiziten in beiden Ländern aufzuzeigen. Gleichzeitig sollen Empfehlungen für den Gesetzgeber hinsichtlich weiterer Maßnahmen erarbeitet werden.

Und auch wenn der tägliche Motorradverkehr manchmal schwer erträglich ist, können wir uns darüber freuen, dass unsere Gemeinde einmal im Jahr die Freunde des Motorsports begrüßen darf. Dieses Jahr findet das

20. JOCHPASS-Oldtimer-Memorial 2018
vom 05.10.18 bis 07.10.18

statt. Wie jedes Jahr eine feste Größe im Oldtimer-Veranstaltungskalender, die tausende Besucher anlockt, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Attraktivität von Bad Hindelang leistet und zur Belebung unseres Dorfes beiträgt.

 

 

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